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La Graciosa und das Chinijo-Archipel vom Mirador del Río aus fotografiert. Foto: Niklas Brose

Mirador del Río – Eine rundum runde Sache

Mitten im Famaramassiv, einer Steilküste im Norden Lanzarotes, befindet sich der Aussichtspunkt Mirador del Río. Einst kunstvoll in den Fels eingearbeitet, hat man heute ein eindrucksvolles Panorama auf die Nachbarinsel La Graciosa und den Rest des Chinijo-Archipels.

Sucht man bei Google Maps auf Lanzarote nach dem Begriff Mirador (spanisch für Aussichtspunkt) erhält man eine hohe zweistellige Anzahl an Vorschlägen. Alle davon scheinen eine grandiose Aussicht zu versprechen. Das wird auf dieser wunderbaren Insel auch ganz sicher so sein. Doch keiner dieser Aussichtspunkte auf Lanzarote verfügt über eine derartige Architektur wie der Mirador del Río im Norden der Insel.

Das Wunderwerk einheimischer Künstler

Einer der Verantwortlichen für den Bau des Mirador del Río ist ein auf Lanzarote geborener Künstler: César Manrique. Manrique hat auf mehreren kanarischen Inseln Kunstwerke hinterlassen. Auf Lanzarote hat er unter anderem am Mirador del Río mitgewirkt. Seine künstlerischen Fähigkeiten stellte Manrique auf Lanzarote zudem beim Bau des Lagomar Museums, dem Jardin de Cactus, den Jameos del Agua und den Cuevas de los Verdes unter Beweis.

Lange bevor die Idee für den Aussichtspunkt entstand, befand sich an der heutigen Stelle im Norden von Lanzarote eine militärische Festung aus dem Spanisch-Amerikanischen Krieg. Diese Ort eignete sich besonders gut, da die Schiffe die Insel wegen der vorherrschenden Passatwinde von Norden aus anfuhren. So konnte man sowohl eigene als auch feindliche Schiffe gut sehen. 

Obwohl die militärische Nutzung lange zurückliegt, kann man von der 1898 in den Fels geschlagenen Batería del Norte kann man östlich des heutigen Aussichtspunktes noch einige Überreste finden.

Der Spanisch-Amerikanische Krieg dauerte vom 23. April 1898 bis zum 12. August 1898. Der Krieg endete damit, dass die Amerikaner folgende spanische Kolonien in Besitz nahmen: Kuba, Puerto Rico, Guam und die Philippinen. Die USA erhielten auf diese Weise Zugang zu asiatischen Märkten. Somit verloren die Spanier ihre letzten verbliebenden Überseegebiete.  

Viele Pläne für den Bau des Mirador del Río

Lange nach Ende des Krieges kam irgendwann die Frage auf, wie man die Überreste der militärischen Anlage zukünftig sinnvoll nutzen könnte. 

Bereits 1957 schlug der Schriftsteller Agustín de la Hoz vor, hier einen Aussichtspunkt zu eröffnen. Sieben Jahre später reichten zwei Architekten namens Enrique Spínola González und Juan Jesús Trapero hierzu einen Vorschlag ein.

Eingangsschild am Parkplatz des Mirador del Río auf Lanzarote. Foto: Niklas Brose
Willkommen am Mirador del Río, der derzeit höchste mit dem Auto oder Fahrrad zu erreichende Ort auf Lanzarote. Foto: Niklas Brose

Die beiden Architekten planten ein etwa 500 Meter langes Gebäude mit Sägezahn-Fassade zum Meer hin. Der hintere Teil sollte eine grüne Pergola beheimaten. Die Pläne überwarf man jedoch (zum Glück). 

Wirklich konkret mit dem Mirador del Río wurde es erst vier Jahre später. Der auf Lanzarote geborene Architekt Eduardo Cáceres machte einen ersten Vorschlag für den Bau. Diesen Vorschlag überarbeite Cáceres später noch einmal. Der Grund: Seine Idee harmonierte noch zu wenig mit dem Stil César Manriques, den man aber unbedingt in das Projekt involvieren wollte.

Rechte Winkel sucht im Mirador del Río vergbelich

Das Konzept, das Manrique und Co. entwickelten, sah zum einen vor, dass es keine rechten Winkel geben sollte. So sind alle Räume rund. Sogar auf dem Parkplatz, den Treppen und auf der äußeren Aussichtsplattform Mirador del Río findet man keine Ecken oder Winkel. 

Zum zweiten wollte Manrique des Menschen in die Natur so gering wie möglich halten. Das zeigt sich zum Beispiel an vielen Wänden und Böden. Die hat man entweder mit in das Mauerwerk integriert oder die Oberflächen so angepasst, damit sie ins Gesamtbild passen. 

Autos stehen auf dem Parkplatz des Mirador. Foto: Niklas Brose
Ecken und rechte Winkel? Fehlanzeige. Auch auf dem Parkplatz des Mirador del Río. Foto: Niklas Brose

Auch das Design der Innenräume gestaltete man im typischen Stil César Manriques: Kalkweiße Wände mit großzügig geschwungenen Elementen. Besonders gut zu erkennen an der geschwungenen Kaffeebar im großen Hauptraum.

Den Hauptraum erreicht man durch einen kleinen Tunnel direkt nach dem Eingang. Vorbei an beleuchteten Nischen, die mit Krügen und Formen aus Ton dekoriert sind.  

Im großen Hauptraum erwartet einen dann ein Café mit großzügigem Panorama. Hier sieht es fast aus wie einem Hauptquartier eines James-Bond-Bösewichts. Hinter den riesigen Fenstern erstreckt sich außerdem der weite Blick auf das Meer und das Chinijo-Archipel. 

Wer Durst hat, kann sich hier übrigens eine kleine Pause gönnen und ein Zwischenstopp an der Kaffeebar einlegen. 

Ausblick an der frischen Luft

Wer den Mirador del Río mit allen seinen Vorzügen erleben möchte, sollte unbedingt die äußeren Aussichtsplattformen besuchen. 

Eine Plattform befindet sich unmittelbar auf Höhe des Restaurants, direkt an am Rand des Felsmassivs. Gesichert durch ein festes Geländer schaut man hier direkt hinunter in die Tiefe. 

Treppe im Mirador del Río. Foto: Niklas Brose
Eine Treppe im typischen Stil César Manriques. Von hier aus geht zum Souvenir Shop und auf die obere Aussichtsplattform. Foto: Niklas Brose

Die zweite Plattform liegt zwei Stockwerke darüber, sozusagen auf dem Dach der Anlage. Die Terrasse erreicht man über ein Treppenhaus mit Holzstufen, die vom Hauptraum zunächst hinauf zum Souvenirshop führen.

Dort kann man entweder nach Mitbringseln stöbern oder sich in einer Sitzecke entspannen. Oder man steigt den zweiten Teil der Wendeltreppe hinauf, um auf das Dach zu kommen.

Der Ausgang zur Aussichtsplattform sieht von außen aus wie ein Pilz, der durch runde Glasfenster abgeschirmt wird. Durch eine Tür aus Holz spaziert man dann hinaus aufs Dach. Ab hier erwartet einen ein 360-Grad-Panorama auf den Norden von Lanzarote, die Insel La Graciosa und die restlichen Inseln des Chinijo-Archipels. 

Besucher auf der oberen Aussichtsplattform des Mirador del Río. Foto: Niklas Brose
Hoch über dem Chinijo-Archipel. Die Besucher genießen den Blick von der oberen Aussichtsplattform auf La Graciosa und Co. Foto: Niklas Brose

Vom Mirador del Río hat man alle Inseln des Archipels im Blick

La Graciosa im Westen ist von hier aus nicht zu übersehen. Sie ist einzige bewohnte Insel des Chinijo-Archipels. Vom Mirador aus sieht man besonders gut den kleinen Hafen im Hauptort Caleta del Sebo. Außerdem kaum zu übersehen: Der Vulkan La Aguja Grande als höchster Berg auf La Graciosa, der direkt daneben thront.

Zudem sind im Hintergrund die kleinen Inseln Montaña Clara und Alegranza zu erkennen. Allerdings sind beide Inseln unbewohnt und können daher nur aus der  Ferne beobachtet werden Zusammen mit La Graciosa und dem Roque del Este nördlich von Lanzarote bilden sie das gesamte Chinijo-Archipel.

Zusätzlich hat man im Süden einen guten Blick auf den Monte Corona. Ein Vulkan auf Lanzarote, der sich in der Landschaft verewigt hat. 

Achtet man genauer auf die Architektur der Plattform, so fallen besonders die zwei gläsernen Lichtschächte auf, die sich mitten in der Terrasse befinden. Von einem Steinkreis umgeben, versorgen diese die Räume darunter mit Tageslicht.

Ein paar Meter tiefer befindet sich die zweite Aussichtsplattform des Mirador del Río. Sie liegt direkt vor der Fensterfront des Hauptsaals mit Cafeteria. Von dieser unteren Terrasse bietet sich ein weiter Blick entlang des Felsmassivs und auf die Salinas del Río.

Die versteckten Salinen vor den Klippen

Sobald man wieder im großen Hauptraum steht, ist die zweite Aussichtsplattform kaum zu verfehlen. Vorbei an einer gemütlichen Sitzecke mit Kamin geht es durch eine hölzerne Doppeltür nach draußen. 

Obwohl die Aussicht von oben schon atemberaubend war, erwartet einen nun ein mindestens genauso spektakulärer Blick wie zwei Etagen höher. Gesichert durch eine Mauer aus Vulkangestein und ein kräftiges Geländer aus Metall kann man von hier aus in die Tiefe blicken. Links und rechts der Plattform tun sich die mächtigen Hänge des Risco de Famara auf.

Tatsächlich erscheint das Chinijo-Archipel von hier unten direkt etwas näher. Blickt man die Schlucht hinunter lässt sich von noch eine weitere Besonderheit entdecken. Unten am Fuße des Felsmassivs befinden sich nämlich die Salinen Salinas del Río. 

Buntes Meerwasser und weiße Salzhaufen

Vermutlich denken viele nun, dass die Salinen komplett in weiß aufleuchten sollten. Doch dem ist nicht so. Die so genannten Salztische leuchten in der Sonne je nach Salzgehalt grün bis rötlich. Das liegt an einer Mikroalge, die im Meerwasser vorkommt. 

Je mehr Wasser in der Saline verdunstet, desto höher der Salzgehalt des noch verbliebenen Wassers. Während dieses Prozesses verfärbt sich das Wasser langsam von grün nach rot. Dann bleibt am Ende nur noch das Salz übrig, das in der Sonne natürlich wieder weiß leuchtet.

Salzgewinnung aus dem Meer: Die Salinas del Río auf Lanzarote. Foto: Niklas Brose
Salz aus dem Meer: Die Salinas del Río sind eine von zwei Anlagen zur Salzgewinnung auf Lanzarote. Foto: Niklas Brose

Kaum zu glauben, aber eine simple Methode, um hochwertiges Speisesalz herzustellen. Früher nutzten die Fischer von La Graciosa das Salz aus den Salinen, um ihre Fischfänge zu konservieren. 

Neben den Salinas del Río gibt es auf Lanzarote noch die Salinas de Janubio, die man sogar besichtigen kann. 

Und wieso eigentlich "del Río"?

Als El Río bezeichnet man die Meerenge zwischen Lanzarote und La Graciosa. Der Meeresstreifen ähnelt einem Fluss, der sich zwischen den Inseln befindet.

Durch den El Río müssen auch die Schiffe der Reederei Líneas Romero durch. Die Reederei verbindet den Hafen von Órzola im Norden Lanzarotes mit dem Hafen von Caleta de Sebo auf La Graciosa.

Der rege Schiffsverkehr im El Río lässt sich von den Terrassen des Mirador del Río gut beobachten. Somit klärt sich auch, woher der Mirador del Ríoseinen Namen hat.

Ein Besuch des Mirador del Río: Ein Muss für jede Lanzarote-Reise

Wer auf Lanzarote ist, sollte definitiv einen Besuch des Mirador del Río einplanen. Je nachdem wie viele Fotos man machen möchte, sollte man für den Aufenthalt zwischen einer und zwei Stunden einplanen.

Die aktuellen Eintrittspreise für den Mirador del Río sind zudem recht erschwinglich (Stand: Mai 2023):

  • Erwachsene: 5€
  • Kinder zwischen 7 und 12 Jahren: 2,50€
  • Einwohner der kanarischen Inseln: Erwachsene 4€, Kinder 2€
  • Einwohner von Lanzarote: 1€

Alle Angaben ohne Gewähr. Quelle: lanzarote-virtual.com

Wer noch mehr Sehenswürdigkeiten von César Manrique besichtigen möchte, sollte zudem über ein Kombi-Ticket nachdenken. Damit lassen sich nämlich mehrere Besuche kombinieren. So kann man zum Beispiel ein Ticket kaufen, das den Eintritt für den Jardín de Cáctus, die Cueva des los Verdes und den Mirador del Río beinhaltet. 

Anstatt für jede Attraktion einzeln zu bezahlen, zahlt man dann einen günstigeren Gesamtpreis für alle drei Besuche. 

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