Bei der Ankunft am Lagomar Museum auf Lanzarote erscheint das Gebäude zunächst recht unspektakulär: Weiße, glatte Mauern, umgeben von rötlichem Vulkangestein. Das scheint auf Lanzarote zunächst nichts Besonderes zu sein. Schließlich besitzen fast alle Häuser auf der kanarischen Insel weiße Fassaden. Der Grund: Durch die weiße Mauer bleiben die Häuser innen kühler, da sie das Licht der kanarischen Sonne reflektieren.
Diesen Vorteil der weißen Mauern hatte sicher auch verantwortliche Künstler César Manrique im Kopf, als er in den 1970er-Jahren das Lagomar auf Lanzarote entwarf. Und so passt sich das luxuriöse Anwesen im Ort Nazaret zumindest von der Farbe her an die Nachbarschaft an.
Hat man dann die ersten Schritte hineingemacht, sieht es plötzlich aus, als sei man im Paradies angelangt.
Drinnen im Lagomar: Kunstwerke im Kunstwerk
Begrüßt von einem großen, hellblauen Springbrunnen lädt bereits der Eingangsbereich zum Verweilen ein. Eine kleine Fontäne im Brunnen sorgt für eine paradiesische Atmosphäre, die vor allem in der Mittagssonne pure Entspannung bietet.
Doch das sollte einen nicht aufhalten weiterzugehen, um auch den Rest des Hauses zu erkunden.
Links neben dem Brunnen führt eine Treppe in eine Art Maskenzimmer mit Sonnenterrasse. Oben angekommen kann man sich gut vorstellen wie die früheren Besitzer des Hauses sich hier bei einem Kaffee die kanarische Sonne auf ihre Köpfe scheinen ließen.
Das Zimmer neben der Terrasse spendet in der Mittagssonne direkt wieder wohltuenden Schatten. Doch nicht erschrecken: In dem Zimmer, dessen Wände direkt in das Vulkangestein übergehen hängen zahlreiche kunstvolle Masken, die die Besucher anzustarren scheinen. Perfekt ergänzt wird das Maskenkabinett durch aufwändig verzierte Schränke, die an den Wänden stehen.
Wer die Masken und Schränke zu gruselig findet, der sollte unbedingt die Aussicht auf den Eingangsbereich des Lagomar genießen. Von hier oben bietet sich ein toller Blick auf den Innenhof mit Brunnen und das Grün drumherum.
Wesentlich spektakulärer wird jedoch der Weg in die so genannte Casa Omar Sharif. Das Haus, das der ägyptische Schauspieler Omar Sharif angeblich nur für einen Tag besessen haben soll.
Um dort hinzukommen, muss man zunächst wieder hinunter in den Vorhof gehen.
Ein Tunnel als Haustür
Um die Casa Omar Sharif zu betreten, führt ein kurzer Tunnel neben dem Brunnen im Eingangsbereich in Richtung der massiven Felswand.
Am Ende des Tunnels befindet sich ein Zugang zu einer kleinen Höhle mit Sitzgelegenheiten. Rechts daneben führt eine Treppe in die oberen Etagen des Hauses, die hier definitiv den gewöhnlichen Weg ins Haus ermöglicht. Denn in der Mitte des Tunnels befindet sich eine weitere kleine Treppe, von der aus man in einen prunkvoll gestalteten Innenhof gelangt.
Inmitten des Innenhofs steht eine große Palme, umringt vom weißen, glatt polierten Mauerwerk. Rechts davon plätschert ein kleiner Brunnen vor sich hin, der sich mit seinen schwarzen Steinen klar von der Umgebung abhebt.
Von diesem Raum aus führt nun, wer hätte das gedacht, ein weiterer Tunnel in den nächsten Abschnitt. Und dieser Tunnel stellt einen als Besucher vor eine kleine Herausforderung.
Hat man den zweiten Tunnel erfolgreich passiert, hoffentlich ohne nasse Füße, geht es erneut ein paar Stufen hinauf. Hier läuft man nochmal durch einen weiteren großzügiger Innenhof. Danach geht es die letzten Stufen hinauf ins Wohnhaus von Omar Sharif.
So entstand das Lagomar
Bauen lassen hat dieses einzigartige Haus ursprünglich der britische Immobilienmakler Sam Benady. Der beauftragte zu Beginn der 70er-Jahre den Künstler César Manrique damit, das Anwesen in der Nähe von Teguise zu bauen. Benady wollte das Haus potentiellen Kunden vorführen, die sich auch für ein Bauwerk dieser Art interessierten.
Für die Konstruktion holte Manrique sich dann noch den einheimischen Künstler Jesús Soto dazu. Gemeinsam zauberten die beiden in den vulkanischen Steinbruch ein Kunstwerk, das in jeder Ecke das Märchen von 1001 Nacht darstellen sollte. Dieser arabische Flair lässt sich tatsächlich gut in den verschiedenen Räumen des Hauses erkennen.
Als im Jahr 1972 die Dreharbeiten für den Film „Herrscher einer versunkenen Welt“ auf Lanzarote stattfanden, besuchte auch der Schauspieler Omar Sharif das Lagomar. Angeblich war Sharif von der Schönheit des Gebäudes so überwältigt, dass er beschloss es zu kaufen.
Im Besitz von Omar Sharif befand es sich laut Erzählung nur für einen Tag. Benady, europäischer Meister im Bridge-Spiel, forderte Sharif angeblich zu einem Spiel auf. Der Schauspieler wusste nichts von den Fähigkeiten des Immobilienhändlers. Siegessicher verwettete Omar Sharif sein neu erworbenes Luxushaus und verlor. Er kehrte nie wieder ins Lagomar zurück.
Im weiteren Zeitverlauf wechselte das Lagomar mehrfach die Besitzer. Viele Künstlerinnen und Künstler besuchten das Lagomar, um sich für eigene Werke Anregung zu holen.
1984 besuchte der deutsche Architekt Dominik von Boettinger Lanzarote und war absolut angetan von der Schönheit des Gebäudes. Fünf Jahre später erwarb er mit seiner Frau Beatriz, ebenfalls Architektin, das Lagomar. Die beiden beschlossen, diesen einzigartigen Ort für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierzu ließen sie unter anderem im Teil des Steinbruchs ein Restaurant bauen.
Die beiden hatten sich vorgenommen, Kunst, Konzerte und Gastronomie eindrucksvoll mit der Natur zu verbinden. Zudem wollten Sie einen öffentlichen Raum für lokale Künstler kreieren, um sich individuelle Inspiration zu holen.
Die Topographie stellte für das Architekten-Ehepaar eine neue Herausforderung dar, nachdem sie lange Zeit in Amerika und England gearbeitet hatten. César Manrique empfahl den beiden die Formen des Vulkangesteins als Basis zu verwenden und die weiteren Baumaßnahmen daran anzuschließen.
Nachdem alle Arbeiten abgeschlossen waren, öffnete das Lagomar im Jahr 1997 offiziell für alle Besucher von Lanzarote.
Kunst und Luxus in einem - Ein Rundgang durch das Wohnhaus
Schick, schicker, am schicksten. So könnte man den Rundgang durch das Wohnhaus im Lagomar auch bezeichnen. Hat man sich nämlich erstmal über die Treppen durch das Vulkangestein nach oben gearbeitet, erwartet einen erneut purer Luxus. Unter einem tut sich der zuvor durchschrittene Innenhof auf, links davon sieht man einen abgeschlossenen Außenbereich mit kleinem Swimming Pool.
Auf der anderen Seite lädt das Wohnhaus von Omar Sharif zum Betreten ein. Direkt nach dem Eingang stößt man auf eine helle, große Küche. Schränke aus dunklem Holz befinden sich unter einer abgerundeten, großzügigen Arbeitsfläche. Der Gasherd schaut aus als sei er noch nie in Benutzung gewesen. Jeder Hobbykoch hätte hier ganz sicher viel Spaß beim Verköstigen seiner Gäste.
Allzu weit müsste man das Essen übrigens auch nicht bringen, um es zu servieren. Direkt im angrenzenden Flur steht ein großer Tisch, dessen Form direkt an die Rundung der Wand angepasst ist und sicher für mehrere Gäste Platz bietet. An der Wand darüber hängen Fotos vom Lagomar.
Die Sitzbank, die selbst in die Felswand übergeht, strahlt zugleich Minimalismus aus. Lediglich zwei kleine Kissen laden ein, sich ins im Esszimmer zu setzen, bevor es hinauf in die nächste Etage geht.
Nach oben führt nun eine weitere kuriose Treppe, bewacht von einer mythischen Holzfigur. Auf dem Weg nach oben geht es dann vorbei an drei in den Fels gemeißelten Nischen, in denen weitere kleine Kunstwerke stehen.
Baden und schlafen im Vulkanfels
Auf der zweiten Ebene präsentiert das Lagomar weitere Räume mit purem Luxus. Ein großes, ovales Zimmer mit Informationen zu Künstler Jesús del Carmen Soto, der mit am Bau beteiligt war. Und wie fast überall im Haus stehen auch in diesem Raum zahlreiche Kunstobjekte wie Skulpturen und Bilder zur Schau.
Mindestens genauso luxuriös wirken Schlaf- und Badezimmer. Denn auch hier lässt sich eindeutig das feine Auge der Künstler erkennen, die moderne Architektur mit der Schönheit der Natur verknüpfen wollten.
So haben sie die Badewanne im Badezimmer direkt in die Felswand integriert. Ein klarer Kontrast zwischen dem strahlend hellen Weiß der Wände und dem Naturgestein. So macht Baden sicher noch mehr Spaß, auch wenn in dieser Wanne vermutlich noch niemand ein Bad genommen hat.
Ähnlich sind die Künstler bei der Gestaltung des Schlafzimmers vorgegangen. Hier befindet sich das Kopfende des Bettes in einer ausgehöhlten und abgerundeten Stelle des rötlichen Vulkangesteins. Die Wand dahinter hat man wieder im glatten Weiß verputzt. Ein wahrhaft traumhaftes Ambiente.
Das Spielzimmer
Der letzte Raum, über den es zu berichten gilt, ist das Spielzimmer. In diesem Zimmer befindet sich nämlich ein Bridge-Spieltisch. Ob es tatsächlich der Spieltisch ist, an dem Omar Sharif das frisch erworbene Haus als Spieleinsatz verwendete? Vermutlich nicht.
Doch ein Foto im Hintergrund zeigt zumindest wie der Schauspieler mit anderen Personen gemeinsam ein Kartenspiel spielt und dabei einen Drink genießt.
Hat man als Tourist nun alle Räume, Tunnel und Innenhöfe des Lagomar besichtigt, so versteht wohl kaum, wie man so ein luxuriöses Gebäude nur beim Glücksspiel verlieren kann.
Fest steht, dass die Künstler beim Bau dieses einmaligen Projekts ihr Ziel erreicht haben, nämlich Kunst, Natur und Wohnen eindrucksvoll miteinander zu verbinden.
Für jeden Lanzarote-Liebhaber ist ein Besuch des Lagomar auf jeden Fall den Eintritt wert. Wer nicht das ganze Gebäude sehen möchte und sich den Eintritt sparen möchte, sollte nach 18 Uhr anreisen. Dann öffnen Bar und Restaurant des Lagomar ihre Türen. Zumindest ein bisschen Luxus lässt sich so bei einem Drink oder leckerem Essen erleben.
Es gibt jedoch eine Sache, von der im Lagomar dringend abzuraten ist: Sein Glück im Bridge-Spiel zu versuchen.
Informationen zu Öffnungszeiten
Montag bis Sonntag – 10 bis 18 Uhr